Um 1730 begann sich das Barock in den Stil des Rokoko aufzulösen. Man suchte nach feineren Abstufungen zwischen den einzelnen Möbelstücken und einem engeren Zusammenhang zwischen Möbeln und Benutzern, wodurch architektonische Vorgaben immer stärker in den Hintergrund traten. Schwingende Ornamente, hellere Farben und ein stärkerer Einfluss des Kunstgewerbes auf den Möbelbau hängen mit den sich verändernden Wohnverhältnissen der Bürger zusammen: Es mussten verstärkt Möbel für kleinere Räume hergestellt werden.
Das französische Rokoko Von besonderem Einfluss war das französische Rokoko, das während der Regierungszeit Ludwigs XV. zur Blüte gelangte. Eine riesige Fülle von Materialien wie Holz, Elfenbein, Metall oder Schildpatt schufen neue Möglichkeiten kunstvoller Gestaltung. Oberflächen wurden mit geschlämmter Kreide gefasst, die später bemalt werden konnte.
Das englische Rokoko In England war der Stil des Rokoko zurückhaltender. Selten wurden Intarsien verwendet, da die Schreiner feines Nussbaum- und Mahagoniholz bevorzugten, das so bearbeitet wurde, dass die Maserung sichtbar blieb. Die englischen Möbelschreiner führten für Stühle, Tische und Truhen S-förmige Cabrioles (Bocksfüße) ein, die durch chinesische Bronzearbeiten angeregt wurden. 1754 veröffentlichte der Londoner Kunstschreiner Thomas Chippendale sein Entwurfsbuch The Gentleman and Cabinet Maker's Director, in dem er als erster nach französischem, chinesischem oder gotischem Rokoko differenzierte und für jede Form Beispiele anführte.
Schreibschrank, Mainz | Rokokokommode um 1730, München |
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